08.08.2007
Templeton: Kommentar zu den Emerging Markets Juli
Köln, den 08.08.2007 (Investmentfonds.de) -
Die Schwellenländer setzten ihren Aufwärtstrend im
Juli dank des unverändert hohen Verbrauchervertrauens
und der gestiegenen Mittelzuflüsse
weitgehend fort. Allerdings korrigierten die globalen
Märkte und die Emerging Markets zum Monatsende
hin aufgrund der erneuten Befürchtungen wegen der
Schwäche des US-Marktes für Wohnimmobilien,
sowie wegen der schlechteren Bedingungen für
Kredite und Kreditaufnahme in den USA. Die Märkte
erholten sich jedoch schnell, da die Anleger die
kurzzeitige Korrektur nutzten, um zu nun noch
attraktiveren Bewertungen in Aktien zu investieren.
Daher schlossen die meisten Märkte zum Monatsende
im Plus. Die Märkte Asiens standen dabei an der
Spitze; Thailand, Südkorea und China erzielten
kräftige Zuwächse. Lateinamerika und Osteuropa
tendierten uneinheitlich; Brasilien und Russland
schnitten in ihrer jeweiligen Region am besten ab. Die
Anleger begrüßten das Ergebnis der
Parlamentswahlen in der Türkei - dieser Markt legte
kräftig zu. In Südafrika schloss der Markt in diesem
Monat mit einem leichten Verlust.
Aktuelles aus den Regionen
Asien
In China legte das BIP erneut zu - mit 11,9% wurde im
zweiten Quartal der stärkste Anstieg seit 11 Jahren
verzeichnet. Im ersten Quartal wuchs die Wirtschaft
mit 11,1% auf Jahresbasis. Entscheidend hierfür
waren u. a. der steigende Handelsbilanzüberschuss,
höhere Einzelhandelsumsätze und robuste
Investitionen. Die Regierung hob zudem die Zahl für
das BIP-Wachstum 2006 von 10,7% auf 11,1% an.
Aber auch die Inflation erreichte den höchsten Stand
seit beinahe drei Jahren. Der Index der
Verbraucherpreise (CPI) stieg - vor allem aufgrund der
höheren Nahrungsmittelpreise - von 3,4% auf 4,4% im
Jahresvergleich. Die Direktinvestitionen aus dem
Ausland (FDI) kletterten im ersten Halbjahr 2007 um
12,2% auf Jahresbasis, da ausländische Anleger die
Wirtschaft in China unverändert positiv sehen. Die
Bemühungen, den rapiden Anstieg bei chinesischen
Inlandsaktien und der Inflation einzudämmen, fanden
ihre Fortsetzung durch die Zentralbank, die die
Leitzinsen in diesem Monat um 27 Basispunkte
erhöhte - es war die dritte Erhöhung in diesem Jahr.
Die Zentralbank erhöhte auch den Mindestreservesatz
der Banken um 50 Basispunkte auf 12%. Die
Regierung erweiterte die Begrenzung für
internationale Anlagen bei
Versicherungsgesellschaften von 5% auf 15%. Dies
könnte zu einem Mittelabfluss von insgesamt bis zu
USD 50 Mrd. für Anlagen im Ausland führen. Die
Regierung plant zudem, die Steuern auf
Einlagenzinsen von 20% auf 5% zu senken, um das
Sparen zu fördern. Die internationale Rating-Agentur
Moody's hob die Bonität der langfristigen
Auslandsschulden Chinas von A2 auf A1 an - vor
allem dank der starken außenwirtschaftlichen Position
und der anhaltenden Wirtschaftsreformen des Landes.
Standard & Poor’s revidierte ebenfalls seine
Bewertung der Bonität der Auslandsverbindlichkeiten
des Landes von stabil auf positiv.
Südkorea verzeichnete mit 4,9% im zweiten Quartal
2007 das höchste Wirtschaftswachstum seit über
einem Jahr. Der weitere Anstieg nach den 4,0% im
ersten Quartal ist der gesunden Binnennachfrage, der
robusten Produktion und den starken Exporten zu
verdanken. Die koreanische Zentralbank erhöhte zum
ersten Mal seit August 2006 die Leitzinsen um 25
Basispunkte auf 4,75% - aufgrund von
Inflationsbefürchtungen durch die höheren Ölpreise
und das stärkere BIP-Wachstum. Südkorea und die
USA unterzeichneten das Freihandelsabkommen,
nachdem erneut über Veränderungen verhandelt
worden war, um die neuen US-Richtlinien in Bezug
auf Arbeitnehmerrechte und Umweltschutz zu erfüllen.
Zwischen der EU und Südkorea fand in diesem Monat
die zweite Gesprächsrunde statt, die zu einem
Freihandelsabkommen führen soll. Die
Sechsparteiengespräche über die atomare Abrüstung
Nordkoreas wurden im Juli wieder aufgenommen,
nachdem Nordkorea die Vereinbarung vom Februar
eingehalten und sein Atomkraftwerk in Yongbyon
geschlossen hatte. Moody's stufte die Bonität für die
langfristigen Staatsschulden Südkoreas in
ausländischer und lokaler Währung von A3 auf A2
hoch - aufgrund der verringerten geopolitischen
Risiken dank der Wiederaufnahme der Gespräche,
des günstigen konjunkturellen Umfelds und der
umsichtigen Haushaltsführung. Das südkoreanische
Parlament verabschiedete das Kapitalmarktintegrationsgesetz
(Capital Markets Integration Act),
das den Finanzsektor revolutionieren könnte, da es
die Konsolidierung und eine stärkere Beteiligung
ausländischer juristischer Personen fördert.
Lateinamerika
Standard & Poor’s revidierte seine Bewertung der
langfristigen Auslandsverschuldung Mexikos von
stabil auf positiv. Die Agentur deutete an, dass eine
weitere Anhebung der Bonität des Landes auf den
Status Investment Grade möglich sei. Die verbesserte
Liquidität gegenüber dem Ausland und die
Erwartungen an fiskalpolitische Reformen wurden als
die wichtigsten Gründe für die Hochstufung genannt.
Der Handelssektor litt allerdings unter der
schwächeren Nachfrage nach mexikanischen
Exporten aus den USA. Das Exportwachstum
verlangsamte sich von 6,9% im April auf nun 5,0% im
Jahresvergleich. Damit stieg das Handelsbilanzdefizit
auf USD 848 Mio. gegenüber USD 84 Mio. noch vor
einem Jahr. Auch das Wachstum der
Einzelhandelumsätze erreichte mit 0,8% im April (auf
Jahresbasis) den tiefsten Stand seit einem Jahr und
signalisiert eine Abschwächung des Binnenkonsums.
Daher beließ die Zentralbank den Leitzins - obwohl sie
einen zunehmenden Inflationsdruck einräumen
musste - unverändert bei 7,25%, um die Konjunktur zu
stützen.
Brasilien blieb für Investitionen aus dem Ausland
attraktiv. Die Anleger beurteilten die konjunkturelle
Lage des Landes als nach wie vor günstig. Die
Direktinvestitionen aus dem Ausland (FDI) erreichten
im Juni infolge der Fusions- und Übernahmewelle bei
Unternehmen mit USD 10,3 Mrd. einen Monatsrekord.
In den letzten 12 Monaten beliefen sich die FDI auf
USD 32,3 Mrd. - höhere Zuflüsse gab es letztmals im
Jahr 2000 mit USD 32,8 Mrd. Darüber hinaus profitiert
der Handelssektor nach wie vor von den hohen
Rohstoffpreisen und der steigenden Nachfrage nach
Biokraftstoffen. Im Juni erreichte der Überschuss ein
Volumen von USD 3,8 Mrd.; für das laufende Jahr
ergibt das insgesamt USD 20,7 Mrd. Auch der private
Konsum zog an; die Einzelhandelsumsätze kletterten
im April um 7,6% und im Mai um 10,5% auf
Jahresbasis. Da die Verbraucherpreise unter dem von
der Regierung festgelegten Grenzwert von 4,5%
blieben, behielt die Zentralbank ihre lockere
Geldpolitik bei und senkte im Juli die Leitzinsen um 50
Basispunkte auf 11,5%. Die zunehmende globale
Bedeutung Brasiliens zeigte sich in der
Unterzeichnung eines strategischen
Assoziierungsvertrages mit der EU mit dem Ziel, auf
verschiedenen Gebieten - vom Handel bis hin zu
Menschenrechten - enger zusammenzuarbeiten.
Afrika
In Südafrika dürfte das BIP 2008 dank der
Konsumnachfrage und der höheren staatlichen und
privaten Investitionen im Rahmen der Vorbereitungen
auf die Fussball-WM 2010 um mehr als 5% wachsen.
Der private Konsum zog im Mai an - teilweise dank
des höheren Einkommenswachstums und der
zunehmenden Beschäftigung. Die
Einzelhandelsumsätze stiegen im April um 5,9%, und
um 9,0% auf Jahresbasis. Auf lange Sicht könnte es
allerdings infolge der gestiegenen Zinsen und des
kürzlich eingeführten National Credit Act, der die
Kreditvergabe erschwert, zu einer Abschwächung der
Umsätze kommen. Der Anstieg der Verbraucherpreise
im Juni blieb über der von der Zentralbank
festgelegten Inflationsbandbreite von 3% bis 6%; der
CPIX (CPI ohne Hypothekenzinsen) stieg im Juni auf
6,4% auf Jahresbasis. Die hohen Preise für
Nahrungsmittel und Treibstoff erwiesen sich als die
Hauptgründe für den Inflationsdruck. Die
internationale Rating-Agentur Fitch hob ihre
Bewertung der langfristigen Auslandsverschuldung
des Landes von stabil auf positiv an.
Europa
Trotz der zunehmenden Reibungen mit westlichen
Ländern wie z. B. Großbritannien bleibt Russland
aufgrund seines starken konjunkturellen Umfelds und
seiner enormen Rohstoffvorkommen ein für Anleger
attraktives Land. Nachdem sich die Investitionen aus
dem Ausland (FDI) 2006 auf USD 28,7 Mrd.
verdoppelt haben, werden sie für das erste Halbjahr
2007 auf USD 24 Mrd. geschätzt. Das Land
verzeichnete 2006 auch einen Rekord bei den FDIAbflüssen
mit einem Volumen von USD 18 Mrd. und
wurde so zu einem der größten internationalen
Anleger unter den Emerging Markets.
Die dank der hohen Erträge aus dem Ölgeschäft hohe
Liquidität und das Bestreben, neue Märkte zu
erschließen und den Zugang zu Rohstoffen zu
sichern, trieben die Mittelabflüsse im Vorjahr in die
Höhe. Die Vergabe der Olympischen Winterspiele
2014 an Sochi dürfte Wachstum und Entwicklung der
Region fördern. Tourismus, Beschäftigung und
Infrastruktur dürften ebenfalls davon profitieren.
In der Türkei erzielte die AKP von Premierminister
Recep Tayyip Erdogan bei den Parlamentswahlen im
Juli einen Erdrutschsieg. Nach Äußerungen des
Premierministers werden die Umsetzung der
Wirtschaftsreformen und der politischen Kompromisse
fortgeführt. So dürfte gewährleistet sein, dass die
wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes in
der Spur bleibt. Außenminister Abdullah Gul deutete
an, dass er erneut für das Präsidentenamt kandidieren
werde, obwohl sein erster Anlauf im früheren
Jahresverlauf wegen der ablehnenden Haltung des
Militärs scheiterte. Der Führer der Oppositionspartei
verweigerte seinen Rücktritt, obwohl dies die
Öffentlichkeit wegen der Verluste seiner Partei in der
letzten Wahl forderte. Ein schwächeres Wachstum der
Binnennachfrage und der Inflation veranlassten die
Zentralbank, die Zinsen im Juli unverändert zu lassen.
Thema des Monats: Warum ist Asien eine für
Anleger attraktive Region?
Asien als größte Region der Emerging Markets
umfasst einige der am schnellsten wachsenden
Volkswirtschaften der Welt. Mehr als 50% der
Weltbevölkerung lebt in Asien und stellt für die Region
ein enormes Konsumpotenzial dar.
Einer der wichtigsten Faktoren für eine Anlage in
Asien ist das robuste Wirtschaftswachstum. Die
asiatischen Volkswirtschaften wachsen nicht nur
schneller als die entwickelten Ländern wie z.B.
Nordamerika, Westeuropa, Japan, Australien und
Neuseeland, sondern auch schneller als die übrigen
Emerging Markets. In den letzten zehn Jahren
verzeichneten die Schwellenländer Asiens ein
durchschnittliches Wachstum von 7,3% p. a.
gegenüber 2,7% p. a. für die entwickelten Märkte und
5,8% p. a. für die globalen Emerging Markets. Nach
Ansicht von Wirtschaftsexperten wird dieser Trend auf
absehbare Zeit anhalten. Die Schwellenländer Asiens
dürften in diesem Jahr um 8,8% wachsen und liegen
damit um mehr als das Dreifache über der Prognose
für die Emerging Markets mit 2,5%. Und analog dazu
dürfte auch das Wachstum der Unternehmensgewinne
viel stärker ausfallen als in der entwickelten Welt.
Das Wirtschaftswachstum in Asien wird zudem vom
schwungvollen Export dieser Region und - erst in
letzter Zeit - auch von der steigenden
Konsumnachfrage gestützt. In der Region nimmt
überdies die Abhängigkeit von den USA als
Exportpartner ab. Die Rolle Japans und Chinas als
Exportpartner für das übrige Asien ist bemerkenswert.
Zudem können die Märkte Asiens dank der geringen
Lohnkosten mit wettbewerbsfähigen Preisen ihre
Exporte fördern.
Eines unserer wichtigsten Investment-Themen Asiens
ist der zunehmende Konsum. Wegen des steigenden
Prokopfeinkommens und einer vergleichsweise jungen
Bevölkerungsstruktur steigt in den Volkswirtschaften
Asiens der Inlandskonsum bei einer Vielzahl von
Gütern. In Indien und China lag beispielsweise 2006
die Anzahl der Mobiltelefone pro 100 Einwohner bei
13 bzw. 35. Für die entwickelten Märkte, z.B.
Großbritannien und den USA, lag die Zahl bei 117
bzw. 77. Daher ist das Wachstumspotenzial enorm.
Diese zunehmende Nachfrage dürfte den
Inlandskonsum und die Industrieproduktion weiter
fördern und der Region höhere
Unternehmensgewinne bescheren.
Aufgrund der steigenden Nachfrage der asiatischen
Industrien sind auch Rohstoffe ein bedeutender
Treiber in Asien. Diese wachsende Nachfrage dürfte
den Binnenkonsum und die Industrieproduktion weiter
in die Höhe treiben. Darüber hinaus erkennen wir in
Asien aufgrund des zunehmenden Handels
untereinander Konvergenzentwicklungen. Besonders
auffällig wird dieses Wachstum im Handel zwischen
Taiwan und Korea mit China.
Zudem können Unternehmen mit besserer Corporate
Governance davon ausgehen, dass sie für Anleger
interessanter sind. Als Folge der
Unternehmensskandale in den USA und an anderen
entwickelten Märkten schneiden die asiatischen
Märkte im Vergleich zu jenen auch nicht mehr so
schlecht ab. Noch wichtiger ist die Tatsache, dass die
Unternehmen Asiens durch das zunehmende
Interesse der Anleger aus aller Welt an Corporate
Governance gezwungen sind, ihre Grundsätze zu
verbessern. Eine gewisse Verbesserung ist bereits
erkennbar, aber es gibt noch viel zu tun und wir
rechnen auch künftig mit einem stetigen Fortschritt.
Insgesamt sind die Emerging Markets nach wie vor
attraktiv, weil sie ein überragendes Wachstum in
Verbindung mit einem historisch niedrigen Risikoprofil
bieten - aufgrund von Faktoren, wie z. B. der
Privatisierung und Deregulierung von
Schlüsselindustrien, der Umsetzung einer sinnvollen
Fiskal- und Geldpolitik, einem stabilen politischen
Umfeld, besserer Corporate Governance, der
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Abbau
von Subventionen und Verringerung von
Handelshemmnissen, höherer Produktivität und mehr
Konsum aufgrund der jüngeren und besser
ausgebildeten Erwerbsbevölkerung.
Mittelabflüsse sind allerdings in einem bereits seit
etwa vier Jahren laufenden Bullenmarkt zu erwarten
und durchaus gesund. Daher ist eine gewisse
Volatilität zu erwarten, wenn Anleger ihre Portfolios
neu gewichten und bewerten. Die Fundamentaldaten
der asiatischen Aktien sind jedoch heute wesentlich
stärker als vorher; daher sind die Aktien für diese
Abflüsse weniger anfällig. Es ist entscheidend,
unterbewertete Unternehmen mit guter
Kapitalausstattung zu finden, die über eine
einzigartige und wettbewerbsfähige Produktpalette
verfügen.
6. August 2007
Mark Mobius, Singapur
Quelle: Investmentfonds.de